„In jedem von uns wohnen zwei Seelen. Gut und Böse. Wenn es gelänge, diese archaische Dualität im Menschen in getrennte Anteile zu spalten, wäre das Leben von allem Unerträglichen befreit. Es ist der Fluch der Menschheit, dass Gut und Böse, diese unversöhnlichen Zwillinge, ewig im Streit liegen müssen.“

(Dr. Henry Jekyll – Prolog „Jekyll & Hyde“)

Das Projekt

"Jekyll & Hyde"

Das Musical „Jekyll & Hyde“ wurde von Frank Wildhorn (* 1959) komponiert und verwendet Texte von Leslie Bricusse (* 1931, † 2021). Es feierte am 24. Mai 1990 in Houston Premiere und wurde in der deutschsprachigen Version erstmals am 19. Februar 1999 in Bremen aufgeführt. Produziert wurde die deutsche Version u. a. von Frank Alva Buecheler, der die Texte in den Folgejahren mehrfach überarbeitete und neben anderen Produktionen das Musical 2008 auch auf die Bad Hersfelder Festspielbühne brachte. Damals spielten neben Jan Ammann in der Titelrolle – einem DER großen Musicalstars in Deutschland – namhafte Darstellerinnen und Darsteller der deutschsprachigen Musicalszene wie Annemieke van Dam, Maaike Schuurmanns und Rory Six.

Die nachfolgenden Bilder stammen aus der Bad Hersfelder Produktion 2008 (© Blitzlicht Fotostudio).

Die auf den Bildern dargestellten Kostüme, Requisiten und Bühnenelemente sind zunächst einmal Ideen. Wir möchten im Rahmen unserer Möglichkeiten Vieles selbst entwickeln. Auch das folgende Video einer Produktion der Oper Dortmund soll einen Eindruck des Stücks vermitteln.

Der seltsame Fall des

Dr. Jekyll und Mr. Hyde

Sicherlich ist die Geschichte von Dr. Jekyll und Mr. Hyde vielen grundsätzlich bekannt. Für alle Interessierten möchten wir sie nochmal genauer beleuchten. Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre.

Robert Louis Stevenson (* 1850, † 1894), der Schöpfer des unvergesslichen Romans „Die Schatzinsel“, veröffentlichte 1889 den Roman mit dem in der Überschrift bereits genannten Titel. Im Laufe der Zeit wanderte der Fokus auf die Doppelrolle des Jekyll und Hyde, doch im ursprünglichen Roman steht dessen Anwalt, Notar und Freund Gabriel John Utterson im Vordergrund. Dessen entfernter Verwandter Mr. Enfield erzählt ihm die kuriose Geschichte eines Mannes, der nach einem Vorfall mit einem verletzten Mädchen seine Schuld mit einem Scheck begleichen will. Dieser Mann – Edward Hyde – stellt den Scheck allerdings auf den Namen des bekannten Arztes Dr. Jekyll aus. Damit gewinnt diese Anekdote für Utterson an tieferer Bedeutung, ist Dr. Henry Jekyll doch ein Klient und Freund des Anwalts.

Als Utterson Nachforschungen über den mysteriösen Hyde anstellt, stellt er fest, dass Jekyll in seinem kürzlich geänderten Testament Hyde als einzigen Begünstigten eingetragen hat, sollte der Fall von Jekylls Tod oder Verschwinden eintreten. Später lernt er Hyde als ungehobelten, groben und unangenehmen Mann kennen, erfährt über dessen Visitenkarte seine Adresse, ansonsten allerdings nichts Nützliches. Jekyll selbst, den Utterson nach längerer Zeit einmal wieder zu einem Gespräch trifft, bittet Utterson Hyde im Erbfall sein Recht einzuräumen.

Nachdem ein Jahr ohne Vorkommnisse ins Land gegangen ist, erfährt Utterson vom Mord an Sir Danvers Carew, einem Parlamentsabgeordneten und weiteren Klienten Uttersons. Der Anwalt erkennt am Tatort einen abgebrochenen Spazierstock, den er selbst vor längerem Henry Jekyll geschenkt hatte. Sein Verdacht fällt auf Hyde als Täter, jedoch bleibt eine genauere polizeiliche Untersuchung erfolglos. Wenig später trifft Utterson wieder öfter auf Jekyll, der wie ausgewechselt scheint, sein Leben genießt und sich unter Menschen begibt. Kurz darauf zieht sich der Arzt allerdings fast vollständig in sein Labor zurück und empfängt einzig auf seinen Wunsch seinen alten Studienkollegen Dr. Lanyon. Dieser wirkt auf Utterson nach dem Besuch bei Jekyll zutiefst verstört und bis in die Tiefen seiner Seele erschüttert und stirbt wenig später, nicht ohne Utterson einen Brief zu hinterlassen, den dieser ausdrücklich erst nach Hydes Tod öffnen darf.

Eines Nachts klopft Jekylls Butler Poole an Uttersons Tür. Jekylls Dienerschaft sei zutiefst verängstigt, da aus Jekylls Labor die Stimme eines fremden Mannes dringe, von dem man annehme, er habe den Doktor umgebracht. Utterson öffnet mit Hilfe eines Dieners die Labortür und findet dort den sterbenden Edward Hyde, der gekleidet in Jekylls Sachen offensichtlich Selbstmord begangen hat – nebst einem an ihn adressierten Brief Jekylls. Am Ende des Romans offenbart sich Utterson durch die Briefe das ganze Mysterium: Henry Jekyll hatte einen Trank entwickelt, der das Gute vom Bösen im Menschen trennte, und so hatte er sein inneres Böses – Edward Hyde – von seinem eigentlichen Ich abgespaltet. Durch die Einnahme des Tranks verwandelte sich Jekyll in Hyde und genoss anfänglich die Freiheit, die das Wesen ihm ermöglichte. Allerdings übernahm Hyde immer öfter ungeplant die Kontrolle über Jekyll – anfangs nachts während des Schlafs, später auch tagsüber im wachen Zustand – und sorgte für Angst und Schrecken, bis hin zum Mord an Sir Carew. Mittlerweile braucht Jekyll den abgewandelten Trank, um sich überhaupt wieder zuverlässig in sein eigenes Ich zurückzuverwandeln. Als ihm eine Zutat des ursprünglichen Tranks ausgeht und der Ersatzstoff nicht die erwünschte Wirkung zeigt, schreibt Jekyll Utterson in seinen wahrscheinlich letzten wachen Augenblicken den Abschiedsbrief. Er fragt sich, ob der mittlerweile polizeilich gesuchte Hyde durch Hinrichtung oder Selbstmord zu Tode kommen wird. Seinen eigenen Tod setzt Jekyll jedoch mit dem Moment gleich, an dem der letzte Rest des Trankes, den er bereits zu sich genommen hat, seine Wirkung verliert und Hyde endgültig die Kontrolle übernimmt.

Share by: